Soziale Bibliotheksarbeit
Soziale Bibliotheksarbeit ist eine Querschnittsaufgabe. Der Überbegriff umfasst heute ein ganzes Themenfeld. Das Ziel ist, als Öffentliche Bibliothek die gesamte Öffentlichkeit durch bestmögliche Kundenorientierung gleichermaßen flächendeckend zu versorgen.
Kultur- und Bildungseinrichtungen erleben durch die fortschreitende Individualisierung unserer Gesellschaft einen tiefgreifenden Wandel. Dabei gilt es, individuellen Bedarfen gerecht zu werden und gleichzeitig Gemeinsamkeiten, Chancengleichheit und Zusammenhalt durch ihre Angebote herzustellen.
In diesem Spannungsfeld liegt eine Schnittmenge zwischen Sozial- und Kulturarbeit. Ausgrenzung und Vereinsamung wird mit Gemeinsinn und tragfähigen Netzwerken entgegengewirkt. Die Förderung von Fähigkeiten und Chancen reduziert soziale Ungerechtigkeit. Möglichkeiten zur Partizipation stärken die Gesellschaft mit ihren Werten und festigen subjektive Identitäten. Gleichzeitig mit dem Sinn für solidarische Verantwortung in der Community wächst das Vertrauen, auf diese zurückfallen zu können.
Die Rolle von Bibliotheken
Bibliotheken verbinden seither ihre klassischen Tätigkeiten in der Vermittlung von Information und Wissen sowie der Medienarbeit und der kulturellen Bildung mit sozialen Themen. Sie bieten beispielsweise Veranstaltungen und Projekte für diverse Nutzer*innengruppen an: Kurse zur Ausbildungsplanung für Jugendliche, Workshops zur Erkundung des Sozialraums, politische Bürgerforen, oder Medienbildungsangebote zum kreativen Ausdruck der eigenen Erfahrungen und Bedürfnisse. Auch aufsuchende Angebote wie zum Beispiel Lieferdienste oder Bücherbusse gehören dazu, ohne primär auf die Gewinnung und Bindung neuer Nutzer*innen zu zielen.
Patienten- und Gefangenenbüchereien
Patientenbibliotheken stellen ein kulturelles Angebot zur Verfügung, das durch Entspannung und Ablenkung zur Genesung beiträgt. Gleichzeitig wirken die persönliche Zuwendung und professionelle Beratung durch die Bibliotheksmitarbeitenden der Belastung des Krankenhausaufenthalts entgegen. Das gelingt nicht nur durch die mobile Ausleihe am Krankenbett, sondern auch durch Informationsangebote wie Rechercheservice oder die Organisation von Selbsthilfe für Patient*innen.
Das Recht Inhaftierter auf die Nutzung einer Gefangenenbibliothek ist im Strafvollzugsgesetz festgeschrieben, sie ist Bildungs-, Kultur-, Veranstaltungs- und Erholungsraum. Gefangenenbüchereien schaffen Möglichkeiten zur sinnvollen Freizeitgestaltung sowie zur Resozialisierung durch autonome Bildung und das Erlernen von Medienkompetenz. Auch Lese- und Schreibförderung, Alphabetisierung oder Autorenlesungen gehören dazu.
In beiden Fällen garantieren diese Spezialbibliotheken auch in besonderen Lebenssituationen den im Grundgesetz festgeschriebenen freien Zugang zu Informationen und stellen eine Verbindung zum regulären Zivilleben her.
Soziale Bibliotheksarbeit ist eine Querschnittsaufgabe. Der Überbegriff umfasst heute ein ganzes Themenfeld: dazu gehören die Themen Bibliotheken und Diversität, Leseförderung für Kinder und Jugendliche, Fahrbibliotheken für Lesende in ländlichen Räumen oder mit eingeschränkter Mobilität oder mehrsprachige Angebote nicht nur für Geflüchtete. Das Ziel ist, als Öffentliche Bibliothek die gesamte Öffentlichkeit durch bestmögliche Kundenorientierung gleichermaßen flächendeckend zu versorgen.
dbv-Sektion 8
Der Deutsche Bibliotheksverband bietet mit seiner Sektion 8, in der Werkbibliotheken, Patientenbibliotheken und Gefangenenbüchereien zusammengeschlossen sind, eine für die Vernetzung und den regelmäßigen Austausch notwendige Plattform für soziale Bibliotheksarbeit und setzt sich hiermit für die Weiterentwicklung von Werk-, Patienten- und Gefangenenbibliotheken ein. Regelmäßig kommen bei der Weiterbildungsveranstaltung "Forum für Soziale Bibliotheksarbeit" der Sektion Engagierte aus Patientenbibliotheken und in der Sozialen Bibliotheksarbeit zusammen.